Jede einzelne Skulptur von Sven Schilling ist ein solcher Kraftakt. Manche offensichtlicher, manche subtiler, offenbaren sie die gebändigte Kraft der Materialien und die Spuren des Kampfes, den diese Bändigung erforderte. Schilling wählt kein Material, das sich bereitwillig den Vorstellungen des Künstlers anpasst, er arbeitet nicht in Gips, Ton oder Kunststoff, sondern wählt bewußt den maximalen Widerstand, der ihn herausfordert und dem er mit der Axt zuleibe rückt. Er materialisiert somit auch nicht eine vorgefertigte Idee, sondern trotzt der widerspenstigen Substanz während des Arbeitsprozesses eine Form ab, in die das Ringen und die Energie eingeschrieben bleiben. Die Ergebnisse sind in der Regel brachial und elegant zugleich. Das Wechselspiel zwischen dem Metallischen, Pflanzlichen und Tierischen ist nicht nur von formalem Reiz. Durch den Kontakt mit dem Eisen färbt sich das Holz schwarz und durch die Bewegungen des Holzes können sich die Tierhäute wie Saiten eines Instruments spannen. Zugleich weckt jedes der Materialien kulturhistorische Assoziationen, die bis in die Antike zurückreichen und das archaische und manchmal fast dämonische Flair unterstreichen, das die meist titellosen Skulpturen Sven Schillings ausstrahlen.
Auszug des Textes von Boris von Brauchitsch im Katalog "Kontakt"
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